Unseren Kindern geht es zum Teil nicht gut. Nach 2 Jahren Lockdown fragen sich viele Eltern, Lehrer*, Erzieher und auch Verantwortliche im Bildungswesen, was jetzt zu tun ist.
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Wir Menschen und der Wald. Mein Eindruck ist, dass viele Menschen sich getrennt von der Natur erleben. Wie wohltuend ein Waldspaziergang oder eine Wanderung sein kann, wissen viele. Das Gefühl des Getrenntsein hat nach einem Spaziergang etwas abgenommen.
In den letzen Jahren ist viel neues spannendes Wissen über den Wald ans Licht gekommen. Der Japaner Miyazaki Yoshifumi, Professor für Umwelt, hat in den 90 Jahren das Waldbaden erforscht und bekannt gemacht. Die gesundheitliche Wirkung des Waldbadens auf Menschen ist erstaunlich. Der Mensch und der Wald haben viel gemeinsam. Wenn ich mit Kindern im Wald bin, erlebe ich, welch starkes Band uns mit ihm verbindet. Was mich oft überrascht ist, wie wenig Impulse es braucht, dass die Kinder ganz ihn Ihre Umgebung eintauchen. Meine erste Waldwoche mit einer Kindergartengruppe im Alter von 3 bis 6 Jahre, war voller Überraschungen. Am Anfang der Woche haben es einige Kinder kaum geschafft von der Bushaltestelle bis in den Wald zu laufen. Dort haben wir unser Lager aufgeschlagen. Ich habe mich in dieser Woche sehr von den Kindern leiten lassen. Was sie brauchen und was die Natur in uns geweckt hat. Wir haben gespielt, gegessen und Pausen gemacht. Die Kleinen haben sogar in der Mittagspause geschlafen. Am Ende der Woche gab es ein Mutprobe. Die Kinder bekamen die Aufgabe einen abgesteckten Weg im Wald allein zu laufen. Alle Kinder haben es geschafft und waren sehr stolz, dass sie es sich getraut haben. Nach dieser Woche haben mich einige Eltern angesprochen, was wir denn mit ihrem Kind gemacht haben. Was war passiert? Die Kinder haben an Kraft gewonnen und sind selbstbewusster geworden. Bei meinem letzten Waldtag hatte Ich wieder ein langes Seil mit einem Karabiner dabei. Ich suche am Anfang immer ein steiles Stück mit einem Baum auf einer Anhöhe, an dem ich das Seil befestige. Nach der Einführung und Fragen, was die Kinder vom Wald wissen, gibt es ein paar Aufgaben. Dann lasse ich die Kinder den Wald entdecken. Für einen Teil der Gruppe wurde das Seil und seine Möglichkeiten eine Abenteuerreise. Sich suchten immer andere Stellen, wo sie das Seil befestigen und ihre Kräfte erproben konnten. Sie machten Pausen, lachten, redeten und halfen sich bei schwierigen Stellen. Am Ende des Waldtages gingen belebte Kinder nach Hause. Mein Seil lag aufgerollt bei meiner Materialkiste. Man hört es seit einigen Jahren. Immer mehr Kinder fallen aus dem Rahmen.
Zunehmend mehr Kinder bekommen schon in frühen Jahren Diagnosen wie ADHS oder haben Teilleistungsstörungen. Sie können sich in der Schule schwer konzentrieren, gelten als verhaltensauffällig. Was ist wirklich dran? Welche andere Sicht auf die Kinder würde ihnen helfen, damit sie ihre Persönlichkeit und Talente zu entfalten können? Ich habe als Umweltpädagoge in meinen Projekten mit den unterschiedlichsten Kindern und Jugendlichen zu tun. Manche Kinder sehe ich nur einmal bei einem Projekttag, andere begleite ich über Jahre. Als ich als freiberuflicher Pädagoge angefangen hatte, gab es ein paar Schlüsselmomente für mich. Diese haben meine Arbeit sehr geprägt und mich neugierig auf mehr dieser Momente gemacht. Eine davon war die Anfrage von einer Lehrerin. Sie bat mich um den Besuch Ihrer Klasse und warnte mich am Telefon vor. Sie hat sehr schwierige Schüler*. Zu dem Zeitpunkt organisiere ich den urbanen Schulgarten. Ich hatte für die Klasse eine kurze Einführung vorbereitet. Es gab einiges zu arbeiten im Garten. Es galt Hochbeete zu bauen, Erde zu schaufeln und Pflanzen umtopfen. Die Schüler bekamen professionelles Werkzeug in die Hand, eine Einführung und los ging es. Natürlich habe sich nicht alle Schüler gleich eingebracht. Es gab welche, die keine Lust hatte, etwas zu machen. Doch die meisten fingen engagiert an, die von mir gestellten Aufgaben umzusetzen. So habe ich zum Beispiel beim ersten Hochbeet den Schülern geholfen, die restlichen haben Sie dann fast alleine gebaut. Als Abschluss gab es ein gemeinsames Essen, Salat aus dem Garten und Schnittlauchbrote. Was waren die besonderen Erfahrungen für mich? Es gab Schüler die fast zwei Stunden durchgearbeitet haben, manche wollten gar nicht aufhören. Ich hatte am Anfang gesagt, dass die Gartengemeinschaft ihre Hilfe bräuchte und wer gerne mitmachen will. Mit den schwierigen Schülern gab es kaum Probleme und die Lehrerin hat am Schluß etwas gesagt, was mich sehr bewegt hat. Sie war von einigen ihren Schülern sehr überrascht, sie hatte diese so noch nicht gesehen oder erlebt. Was brauchen Schulen für ihre Schüler? Einen Schulgarten von den Schülern geplant, umgesetzt und für den sie verantwortlich sind. Auf einer Fortbildung, mit dem von mir sehr geschätzten Hennig Köhler**, bekamen wir ein spannende Sicht auf ADHS Kinder. Er meinte, dass die ADHS Kinder Fährtensucher unserer Zeit sind und diese werden in Zukunft sehr gebraucht. Ich habe einen Moment gebraucht es zu verstehen. Bei Kinder, die aus dem Rahmen fallen, werden oft nur die Defizite gesehen und behandelt. Doch, wie wäre es, wenn man einfach den Rahmen wechselt? Einem Rahmen, in dem die Fähigkeiten der ADHS Kinder gebraucht werden und sie sich einbringen können. Wären Sie dann noch ADHS? Hennig Köhler hat dazu ein schönes Beispiel genannt, wenn Lönneberger heute leben würde, bekäme er sicher eine Diagnose verhaltensauffällig. *Aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit wird auf die geschlechtsneutrale Differenzierung, z. B. Schüler*in, verzichtet. Sämtliche Rollenbezeichnungen gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. **Mehr zu Hennig Köhler unter: https://www.geistesleben.de/Autoren/Henning-Koehler.html |
AutorOliver Kuntze ArchivKategorien |